Der Stadtrat der Stadt Bad Aibling möge beschließen:
Der Bebauungsplanentwurf für das Baugebiet Nr. 62 "Eulenau" soll dahingehend geändert werden, daß anstelle einer Abwasserleitung mit Anschluß an die städtische Kläranlage eine Pflanzenkläranlage vorgesehen wird, mit deren Hilfe die anfallenden Ab- und Oberflächenwässer im Gebiet selbst gereinigt werden.
Laut Bayerischem Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen ist die Reinigung häuslicher Abwässer von bis zu 500 Einwohnern mittels Pflanzenkläranlagen problemlos durchführbar. 1 Realisierte Anlagen, die seit fast 30 Jahren in Betrieb sind, beweisen dies. 2 Die Reinigungsleistungen entsprechen den mechanischen, biologischen und chemischen Stufen herkömmlicher Kläranlagen. Besonders bei der Abwasserreinigung von kleinen Einheiten im Außenbereich ist der Bau von Pflanzenkläranlagen angebracht. 3 Pro Einwohner ist eine Fläche von ca. 3,5 bis 5 qm notwendig. 4
Im vorliegenden Fall der Baulandausweisung sprechen einige Aspekte für den Bau einer Pflanzenkläranlage:
Bad Aibling, den 21. Mai 2000
Heidi Benda Stadträtin
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Das aus der Abwasserversickerung weiterentwickelte Verfahren der Pflanzenkläranlagen verwendet Röhrichtpflanzen (Schilf, Binsen, Schwertlilien), die in wassergesättigten Böden leben können, da sie Sauerstoff über ihre Halme in die Wurzeln leiten. 5
In Unterscheidung zu technischen Kläranlagen soll in ihnen das Abwasser ohne künstliche Belüftung, also Sauerstoffzufuhr, durch die Bodenpassage gereinigt werden. 6
Das Abwasser fließt horizontal durch den speziell hergestellten Bodenfilter, der gegen den Untergrund künstlich abgedichtet ist. 7
Das Abwasser wird einmal durch die mechanische Filterung des Bodens und des Wurzelwerkes gereinigt, vor allem aber durch die in den Filterschichten vorhandenen Mikroorganismen. 8
Sie siedeln sich im Bereich der Wurzeln vermehrt an. Die Röhrichtpflanzen besitzen nämlich weitmaschige luftgefüllte Gewebe, die bis zu den Wurzeln hinunterreichen. Hier findet also Transport von Sauerstoff zu den Wurzeln und von dort Abgabe an die nähere Umgebung statt. Es entsteht eine engmaschige Struktur aerober und anaerober Zersetzungsprozesse. 9
Der Boden weist demnach eine sehr hohe Bakteriendichte auf, mit der die Abwasser-Inhaltsstoffe ebenso wie bei der biologischen Stufe einer konventionellen Kläranlage abgebaut werden. 10
Bestimmte Bodenminerale wie Eisen werden derart aktiviert, daß sie Phosphate binden und somit ähnlich wie eine chemische Reinigungsstufe arbeiten. 11
Bodenbakterien bauen Stickstoffverbindungen bis zum Luftstickstoff um, und die Pflanzenkläranlage gibt den Stickstoff an die Luft ab. 12 So wird bei der Denitrifikation bis zu 93 % des eingeleiteten Stickstoffs entfernt. Auch im Winter ist die Entsorgungsleistung durch die höhere Temperatur des Abwassers, die Prozeßwärme durch die Bakterientätigkeit und das Röhricht als wärmeisolierende Schicht gesichert. 13
Zur Bepflanzung sind verschiedene Pflanzen geeignet:
Phragmites communis (Schilf)
Typha latifolia (Breitblättriger Rohrkolben)
Juncus effusus (Flatter-Binse)
Juncus inflexus (Blaugrüne Binse)
Iris pseudacorus (Wasser-Schwertlilie)
Iris versicolor (Verschiedenfarbige Schwertlilie)
Eleocharis palustris (Gemeine Sumpfsimse)
Schoenoplectus lacustris (Gemeine Teichsimse)
Glyceria aquatica (Wasser-Schwaden)
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1. Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen: "Wasserland Bayern, Nachhaltige Wasserwirtschaft in Bayern", München, Juli 1999
2. Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen: "Wasserland Bayern, Nachhaltige Wasserwirtschaft in Bayern", München, Juli 1999
3. Dr. Gerhard Dafner: ,Die Pflanzenkläranlage" in : "Ökohaus + Naturgarten Würzburg", Hrsg. Projektgruppe Ökohaus/Naturgarten, Schmidt Verlag, Würzburg 1990, S. 48
5. Dr. Gerhard Dafner: "Die Pflanzenkläranlage" in : "Ökohaus + Naturgarten Würzburg", Hrsg. Projektgruppe Ökohaus/Naturgarten, Schmidt Verlag, Würzburg 1990, S. 48
6. Hrsg. Umweltbundesamt Fachgebiet "Umweltaufklärung": "Was Sie schon immer über Wasser und Umwelt wissen wollten", Verlag Kohlhammer, Stuttgart " Berlin " Köln " Mainz, Juli 1987
7. Dr. Gerhard Dafner: "Die Pflanzenkläranlage" in : "Ökohaus + Naturgarten Würzburg", Hrsg. Projektgruppe Ökohaus/Naturgarten, Schmidt Verlag, Würzburg 1990, S. 48
8. Hrsg. Umweltbundesamt Fachgebiet "Umweltaufklärung": "Was Sie schon immer über Wasser und Umwelt wissen wollten", Verlag Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz, Juli 1987
10. Dr. Gerhard Dafner: "Die Pflanzenkläranlage" in : "Ökohaus + Naturgarten Würzburg", Hrsg. Projektgruppe Ökohaus/Naturgarten, Schmidt Verlag, Würzburg 1990, S. 48
11. Dr. Gerhard Dafner: "Die Pflanzenkläranlage" in : "Ökohaus + Naturgarten Würzburg", Hrsg. Projektgruppe Ökohaus/Naturgarten, Schmidt Verlag, Würzburg 1990, S. 48 und D. Popp: "Wurzelraum - die Alternative zu Energie und Technik in der Abwasserreinigung"