Exkursion in die Glonnauen (14.10.2001)


Die Gemeinde Bad Aibling liegt im Naturraum Inn-Chiemsee-Hügelland, das den vom Inngletscher während der letzten Eiszeit geprägten Teil der Zone des Voralpinen Hügel- und Moorlandes darstellt. Das Gemeindegebiet hat Anteil an einer Vielzahl verschiedener naturräumlicher Einheiten; sie gehören der Stammbecken- und Grundmoränen-Zweigbeckenzone des ehemaligen Inngletschers an. Der Gletscher und später der Inn mit seinem zentralalpinen Nährgebiet beeinflussten die Böden hin zu einem erhöhten Silikat- bzw. Tonanteil. Demgemäß überwiegen auch schwere, wasserhaltende Bodenarten, was auch die artenmäßige Zusammensetzung der Lebewelt mitbestimmt.

Das Stammbecken als Hauptschürfbereich des Gletschers wurde vor etwa 18000-16000 v. Chr. eisfrei.  1  Nach dem Schwinden des Eises lag sein Boden erheblich tiefer als der der Nachbarschaft; er zog daher eine Anzahl von Flüssen an, die vorher gegen Norden oder Nordosten flossen. Das gilt für Mangfall, Leitzach, Glonn und einige mehr. Teilweise machten sie in markanten Knien einfach kehrt und strebten dem freigelegten Rosenheimer Becken zu, geradezu wieder zurück in Richtung auf das Gebirge. Es entstand ein ganz merkwürdiges, spinnennetzartiges Flussnetz, wie es ja gerade bei Rosenheim heute noch vorhanden ist. Die gewaltigen Schmelzwassermassen des Inngletschers sammelten sich zunächst in seinem Stammbecken. Wie tief das Rosenheimer Becken vom Gletscher ausgehobelt wurde erahnen wir heute nicht mehr. In große Tiefen hinein ist es nämlich von spät- und nacheiszeitlichen und teils vielleicht noch älteren Seetonen, Sand und Schotter erfüllt, die an der Oberfläche ebene Flächen bilden. Diese Massen entstammen einem ehemaligen, schon längst wieder abgelaufenen Rosenheimer See. Es muss eine Art Fjord gewesen sein. 2 Der Rosenheimer See erfüllte das Becken für einen Zeitraum von mindestens 6000 Jahren. Er spiegelte in einer Höhe von etwa 478 m ü. NN. Im Gemeindegebiet finden sich bis zu einem Niveau von etwa 470 m ü. NN seine Tonsedimente, die aus der eingeschwemmten zentralalpinen Gletschertrübe stammen.

Die Unteren Glonnauen werden auf den letzten vier Mündungskilometern von vermutlich altholozänen Niederterrassenresten flankiert, die die erhöhten Flächen zwischen Adlfurt und Wildpasing und den geologischen Untergrund des ostwärts der Glonn gelegenen Bad Aiblinger Stadtteils bilden. Der nördlich daran anschließende östliche Teil des Glonntals, die Heimatsberger Moorniederung südlich von Holzhausen, verdankt ihren Wasserüberschuss vor allem dem benachbarten Drumlinfeld. Die Entstehung der Moore reicht dabei bereits 14000-13000 Jahre zurück.

Geringe Reliefunterschiede und eine starke Neigung zu Vermoorung kennzeichnen die weitgehend bewaldeten Grundmoränen des Maxlrainer Forstes. Im Gegensatz zu diesem bestimmen das Ellmoser Drumlinfeld eindrucksvolle Erhebungen in Form einer Staffel aus nordwestlich verlängerten und im Aufbau übereinstimmender Hügel. Gut 15 davon liegen in der Gemeinde Bad Aibling. Nach neuer Auffassung soll für die Entstehung solcher Drumlins ein mehr oder weniger gesetzmäßiger Zerfall des abschmelzenden Gletschereises entscheidend gewesen sein. 1 

Naurräumliche Einheit Geomorphologie
Höhenlage
Hydrologie Böden
Substrat
Hauptnutzungen Ursprüngliche
naturräumliche
Vegetation
Reale Vegetation Potentiell
natürliche
Vegetation
Untere Glonnauen Rezente Auensedimente über Seeton beiderseits der Glonn als südwärts verlaufende, nicht terrassierte Ebene mit nur ca. 2 Promille Gefälle
472-487 m ü. NN
Rezente Überschwemmungsaue; drainiert; Glonn +- reguliert, jedoch außerhalb des Stadtgebietes unverbaut. Wasserspiegel abgesenkt; einzelne Altwasser Sandig-lehmige Schwemmböden (Graue Kalkpaternia); entwässerter Aumoorglex und Gley Grünland; in Bad Aibling Siedlungsgebiet Bergahorn- Eschenwald (Ufernähe), Ahlkirschen- Eschenwald, Bacheschenwald (quellige Abschnitte) Glatthaferwiesen; Reste von Kohldistelwiesen und Pfeifengrasrasen; Altwasser mit Teichrosen-Gesellschaften Bergahorn- Eschenwald, Ahlkirschen- Eschenwald
Heimatsberger Moorniederung Schwach westwärts geneigte späteiszeitliche Niederterrasse und Grundmoränenhangfuß
485-495 m ü. NN
           
Rote Filze Kleinrelief durch unterschiedlichen Torfabbau Entwässertes und abgetorftes anbrotrophes Versumpfungsmoor, fast völlig ausgetorft Freigelegter Flach- und Übergangsmoortorf, entwässert; Restflächen mit Hochmoortorf Überwiegend +- ungenutzte sekundäre Moorwälder; Aufforstungen, Grünland Übergangs- und Hochmoor mit Kiefern- Randgehängewald Sekundärer Birken-Moorwald; Fichtenkulturen, Kohldistel- und Glatthaferwiesen; kleines sekundäres Pseudohochmoor, Grauweidengebüsch u. a. Eichen-Birkenwald, ferner Fichten-Moorwald
Flachmoore   Minerotrophes Moor, entwässert Entwässerter Flachmoortorf und Aumoorgley (mäßig basenhaltig) Grünland Schwarzerlenbruch, im Unterhang Bach-Eschenwald Glatthafer- und Kohldistelwiesen Bergahorn- Eschenwald
Maxlrainer Forst Komplex aus flachen, stark verdichteten und vielfach vermoorten Grundmoränen und späteiszeitlichen Terrassensträngen
485-500 m ü. NN
           
Grundmoränen Bereich Flache Kuppen und Senken; im "Mösl" vermoort Entwässerter Übergangsmoorabschnitt im "Mösl" und Oberadlfurt (teilweise ausgetorft); Bach Lehmböden (u. a. Pseudogley u. Parabraunerde) Übergangsmoortorf Forst, Agrarland Hainsimsen- Tannen- Buchenwald Fichtenforst, sekundärer Kiefern- Moorwald Hainsimsen- Tannen- Buchenwald; Fichten- Moorwald
Terrassenbereich Späteiszeitlich +- hügelig überformte Terrassen Graben von Wildpasing Parabraunerde Agrarland, Sielungsbereich Waldmeister- und Hainsimsen- Tannen- Buchenwald Glatthaferwiesen, Äcker Waldmeister- und Hainsimsen- Tannen- Buchenwald
Ellmoser Drumlinfeld Zwischen Attel- und Moosach- Zweigbecken gelegene Grundmoränenzone und anschließende Niederterrasse. Steile Erosionskanten zum Glonn- und Mangfalltal.
475-511 m ü. NN
Natürliche Gewässer nur im Randbereich. Quellaustritte in den Mangfalleiten z. T. mit kleinflächigen Torfbildungen. In zentral gelegenen Mulden Entwässerungsgräben.          
Grundmoränen Zone Staffel aus ca. 15 Drumlins; dazwischen sanfte Mulden, u. a. um Harthausen s. o. Lehmböden (Parabraunerde, in den Senken Pseudo- bis Aumoorgley, i. d. Leiten z. T. Pararendzina Agrarflächen, ländliche und vorstädtische Siedlungen, Forste, früher: Kiesabbau Hainsimsen- Tannen-Buchenwald; Weißtannenwald (Senken), Weißseggen- Buchenwald (Leiten), Bach-Eschenwald Äcker und Glatthaferwiesen, Fichtenforste, Eichenmischwald, Alhkirschen- Eschenwald Hainsimsen- Tannen- Buchenwald, Weißtannenwald, Weißseggen- Buchenwald
Terrassen Bereich Späteiszeitliche Terrasse über älteren, z. T. verkitteten Schottern s. o. Parabraunerde, in den Leiten auch Pararendzina Städtischer Siedlungsbereich, Agrarland, Forste Waldmeister- und Hainsimsen- Tannen-Buchenwald, Weißseggen- Buchenwald, Bergahorn-Eschenwald Glatthaferwiesen, Äcker, Eichenmischwald, Bergahorn-Eschenwald (Hangfuß) Waldmeister- Tannen- Buchenwald, Weißseggen- Buchenwald (Leiten), Bergahorn- Eschenwald (Hangfuß z. T.)

 

Quellen

1 Planungsbüro Tietz: "Landschaftsplan Bad Aibling", München 1980 - 1983
2 E. Kraus und E. Ebers: "Die Landschaft um Rosenheim", Band IV, Verlag des Stadtarchivs Rosenheim, Rosenheim 1965