Leserbrief zum Artikel im "Oberbayerischen Volksblatt" (17.10.2001): Verkehrsinfarkt in der Aiblinger Innenstadt


Mit dem Auto in die Stadt - so oft wie nötig, so wenig wie möglich!

Tatsache ist, dass der Stadtrat das Einbahnstraßenmodell lediglich als Sofortmaßnahme zur Verkehrsberuhigung der Innenstadt abgelehnt hatte. Wer wirklich daran interessiert ist etwas gegen den Verkehrsinfarkt und für eine bessere Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu tun, der wird um ein Einbahnstraßenkonzept nicht herumkommen. Spätestens Verkehrsexperten, die sich im Rahmen der anstehenden Verkehrsentwicklungsplanung auf der Basis der im Sommer stattgefundenen Verkehrserhebungen mit der Aiblinger Situation befassen sollen, werden das vorliegende Einbahnstraßenkonzept der Umweltgruppe sicher wieder aufgreifen. Ziel muss sein: attraktive und bequeme Verhältnisse für Fußgänger und Radfahrer, wirkungsvoll verlangsamter KFZ-Verkehr, attraktive Parkmöglichkeiten mit Staffelung nach der Parkdauer - bevorzugt auf den Parkplätzen und ein übersichliches Leitsystem.

Corinna Flemming


Oberbayerisches Volksblatt (17.10.2001): Bad Aibling (gs) - Eigentlich sollte sie dem Verkehr in der Aiblinger Innenstadt den Garaus machen - die neue Umgehungsstraße. Tatsächlich aber hat sich für die Anwohner kaum etwas verändert.

Durchquerten vorher 17.000 Fahrzeuge die Innenstadt, sind es derzeit immer noch 12.000 täglich. Für die Anlieger sind Lärm und Abgase weiterhin an der Tagesordnung. Ihre Unzufriedenheit wächst. Viele fordern eine Sperrung der Innenstadt.

"Dies wäre ein verkehrspolitisch völlig falscher Ansatz", widerspricht Klaus Ax, Leiter des Aiblinger Tiefbauamts. Der Innenstadtverkehr quäle sich dann durch die umliegenden ruhigen Wohngebiete. Ein anderer Lösungsvorschlag, die Einführung eines Einbahnstraßensystems, fand im Stadtrat keine Mehrheit. Denn die Folge der veränderten Verkehrsführung wären Staus und ebenfalls eine Verlagerung des Verkehrs auf andere Straßen. Für die Stadtverwaltung stellt die Verkehrssituation weiterhin ein nicht bewältigtes Problem dar.

Die einzige Basis für eine sinnvolle Verkehrsplanung, die sowohl die Belange der Anwohner als auch die der Autofahrer und des ansässigen Einzelhandels berücksichtige, sei eine solide Bestandsanalyse, so Ax. Aufgrund der gewonnenen Datensätze soll im Anschluss mit Hilfe eines auswärtigen Planers ein wirkungsvolles Verkehrskonzept erarbeitet werden.

An 36 Knotenpunkten im Stadtgebiet sowie an den Ausfallstraßen wurde daher zusammen mit Aiblinger Schülern eine umfangreiche Datenerhebung durchgeführt. Die Schüler fragten vorbeifahrende Autofahrer nach deren Herkunft und Fahrziel. Das Ergebnis überraschte: Der Anteil des unnötigen Durchgangsverkehrs beträgt nur 20 Prozent - und die "Täter" sind vor allem Ortskundige. Die restlichen 80 Prozent sind Ziel- und Quellverkehr, das heißt Wegziele bzw. Herkunft der Fahrzeuge liegen im Innenstadtbereich. Dieser Verkehr ist kaum zu vermeiden.

Warum aber nutzen die Einheimischen die Innenstadt als Durchgangsstrecke, obwohl die Umgehungsstrecke zu allen Tages- und Nachtzeiten der kürzere Weg ist? Die Erklärung ist einfach: Der Autofahrer empfindet die Strecke durch die belebte Innenstadt subjektiv als die kürzere, weil es dort augenscheinlich mehr zu sehen gibt als auf der eintönigeren Ortsumgehung.

Den Innenstadtbewohnern bleibt derzeit also nichts anderes übrig, als geduldig auf das neue Verkehrskonzept zu warten und an die Autofahrer zu appellieren, die Ortsumgehung verstärkt zu nutzen.