Vortrags- und Diskussionsabend mit Herrn J. Stein, Landratsamt Rosenheim
Dienstag, 13. November, 19:30 Uhr im Ratskeller Bad Aibling
Der Einladung waren neben Mitgliedern der Ortsgruppe eine Reihe von interessierten Bürgern gefolgt.
Herr Stein vom Landratsamt Rosenheim eröffnete den Abend mit einem Vortrag zum Thema "Pflege und Standsicherheit
von Bäumen".
In einer kurzen Einführung wies Herr Stein auf die vielfältige Bedeutung von Bäumen im Allgemeinen hin, zum Beispiel:
Im weiteren Verlauf behandelte Herr Stein die Schwerpunkthemen Baumschnitt, Stabilität und Sicherheit.
Ein Baumschnitt sei in der Regel nur bei Obstbäumen und einigen Zuchtformen notwendig, in allen anderen Fällen solle er die Ausnahme bleiben (z. B. zur Kronenentlastung). Wenn ein Obstbaum zu stark treibe, sei ein Sommerschnitt sinnvoll. Die Wunden können schneller geschlossen werden als beim Winterschnitt, bei dem die Wunden bis Mai offen blieben. Bakterien und Pilze hätten damit Gelegenheit, leichter ins Holz einzudringen.
Fichten, Eichen und Linden fänden schwer Halt in moorigen Böden, wie sie häufig in der Aiblinger Region vorkommen. Deshalb müsse neben dem individuellen Zustand auch der Standort des Baumes mit berücksichtigt werden.
Bäume in dichtem Bestand bevorzugen das Höhenwachstum und nicht das Dickenwachstum. Auslichtungen im
Baumbestand erhöhten dann wesentlich die Gefährdung durch Windbruch und Schädigungen der Rinde durch Sonneneinstrahlung.
Das Abdecken des Wurzelbereiches und Wasserabsenkungen, beispielsweise durch Baumaßnahmen, seien generell problematisch.
Wurzeln benötigten Luft, so werde zum Beispiel Asphalt angehoben oder durchbrochen. Wurzelfäule sei häufig eine
Folge von Verletzungen, die 5 bis 10 Jahre zurück liegen könnten.
Im Fühjahr findet das Dickenwachstum im Astbereich statt und im Sommer das Dickenwachstum im Stammbereich. Zwiesel, Bäume mit einem geteilten Stamm, werden damit zum Problem: Durch gleichzeitiges Dickenwachstum im Verzweigungsbereich (Druckzwiesel) drückten sich beide Stammteile auseinander und böten dort Bakterien und Pilzen Angriffsfläche. Zwiesel seien in der Regel unsichere Bäume und könnten aber durch geeignete Maßnahmen gesichert werden.
1/3 der Restwandsärke ist ausreichend für die Stabilität des Baumes.
Falten in der Rinde an Astunterseiten und brüchige Borken deuteten auf Schwäche hin. Ein Schnitt, der
den Ast entlaste, könne hier helfen.
Verspannungen mit Seilen oder Eisenstangen werden zur Stabilitätsverbesserung nicht mehr eingesetzt. Hingegen
verwende man heutzutage Kunststoffseile, um gefährdete Äste so zu sichern, dass sie beim Herabfallen keinen
Schaden anrichten können.
Ergänzt wurde der Vortrag durch eine Fotoreihe der Ortsgruppe, die aktuelle Fällaktionen und Baumverstümmelungen zeigte.
Die erst kürzlich erfolgte Fällung eines Walnussbaumes an der Schönberger Straße eröffnete eine angeregte, durchaus kontroverse Diskussion. Der Mangfall-Bote berichtete bereits ausführlich über diese Fällaktion nach "Wildwestmanier", die trotz des durch eine betroffene Eigentümerin erwirkten richterlichen Beschlusses und darüber hinaus auch unprofessionell durchgeführt worden war.
In der Diskussion ging es zum Beispiel um die Angst, Privatbäume nicht mehr fällen zu
dürfen. Dem wurde entgegen gehalten, dass ein begründeter Fällungsantrag laut
Baumschutzverordnung genehmigt werden müsse. Allenfalls eine Ersatzpflanzung sei nach einer
Fällung gegebenenfalls zu leisten.
Zur Haftung für Schäden durch Baumbruch wurde klargestellt, dass nur in Fällen
grober Fahrlässigkeit sowohl Eigentümer als auch Fachleute der Behörden haftbar
gemacht werden können.
Andere beriefen sich auf den Grundsatz "Eigentum verpflichtet" - so wie ein Tierbesitzer
sein Tier nicht quälen darf, sollten auch Grundstückseigentümer auf den besonderen
Wert eines ausgewachsenen Baumes für Mensch und Natur Rücksicht nehmen.
Die Bund Naturschutz Ortsgruppe bot ihre Hilfe in Fragen des Baumschutzes an, Telefon 08061-8480.