Sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben die Planunterlagen mit Schreiben vom 8.12.2004 erhalten. Wir bedanken uns für die Beteiligung und nehmen im Auftrag der Kreisgruppe des Bund Naturschutz gem. § 29 BNatSchG wie folgt Stellung.
Aus unserer Sicht hat sich das bürgernahe, offene Planungsverfahren, wie es von den engagierten Mitarbeitern des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim bis jetzt betrieben worden ist, sehr bewährt. Der Dialog wurde gesucht und auch konstruktiv geführt. Wir bedanken uns hierfür bei allen Beteiligten, auch bei den Mitarbeitern der Ingenieurgesellschaft Hydroprojekt, insbesondere bei Frau Wagensonner.
Mit Umsetzung der Planung werden zumindest im Bereich der Mangfall erstmals Vorschläge, Natur und Landschaft betreffend aufgegriffen und verwirklicht, wie sie schon im Landschaftsplan der Stadt Bad Aibling vor bald 25 Jahren entwickelt wurden.
Speziell die Reaktivierung des Auwaldes mit Altarmen und
Flutmulden begrüßen wir sehr und hoffen, dass die Flutung
wie geplant 1 bis 2 mal jährlich tatsächlich funktionieren
wird. Im Bedarfsfall müsste, etwa durch Eintiefung der alten
Gerinne oder Optimierung des Einlaufs, nachgebessert werden.
Ob
der Wasserhaushalt im Madau-Auwald sich wirklich wieder in Richtung
einer naturnahen Hochwasserdynamik herstellen lässt, bleibt
abzuwarten. Wir sind gespannt!
Durch die Deichrückverlegung
geht leider ein wertvoller Magerstandort mit besonderem
Pflanzenbestand am Triftbach (vorerst) verloren. Es handelt sich um
einen der letzten arten- und orchideenreichen Standorte im Gebiet der
Stadt Bad Aibling. Durch Überdüngung und Verbrachung sind
andere gleichartige Wiesen und Staudenfluren fast spurlos
verschwunden. Die im Landschaftspflegerischen Begleitplan
vorgesehenen Maßnahmen, den Standort nach der Rückverlegung
des Deiches möglichst wiederherzustellen, sind als Versuch, den
völligen Verlust der seltenen Arten zu verhindern gerechtfertigt
und sollten sorgsam eingehalten werden.
Der Vorortausgleich für
notwendige Baumfällungen ist grundsätzlich zu begrüßen.
Das
Forstamt plant die Eigenentwicklung eines auwaldtypischen
Baumbestandes. Dies ist ebenfalls so zu befürworten. Wir hoffen,
dass eine ökologische Verbesserung der Auwaldsituation erreicht
werden kann, und das Hochwasser wie berechnet wieder abzieht.
Überlange Staunässe wäre von Nachteil für Mensch
und Natur.
Eine Erfolgskontrolle muss durchgeführt werden -
ist dies vorgesehen, und wer wäre dafür zuständig?
Wir begrüßen, dass einzelne schützenswerte Bäume am Deich erhalten werden sollen. Wir bitten zu diesem Zweck, die DIN 18920 zum Schutz von Bäumen bei Baumaßnahmen einzuhalten.
Der Deich sollte weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben, im Sinn eines durchgängigen Wegesystems wie es sich seit langem „eingebürgert“ hat.
Die Baumgruppe (3 Eichen, 1 Esche) am Sportplatz, Ende Goldbachweg ist ortsbildprägend und sollte insgesamt erhalten werden. Eine Sondermaßnahme ist u.E. gerechtfertigt. Die DIN 18920 beim Bau des Deiches sollte beachtet werden. Das Risiko der Schädigung durch eine Erdaufschüttung sollte vermieden werden. Siehe Erläuterungsbericht Anlage 5.3.3
Die Planung einer Kiesbank zur Freizeitnutzung ist sehr zu begrüßen und an dieser Stelle auch hinsichtlich der Gewässerdynamik richtig situiert (Gleithang). Schon jetzt werden die Ufer an der Brücke Wilhelm-Leibl-Weg gern genutzt zum Spielen und Baden. Es ist sinnvoll diesen Bereich durch die Kiesbank noch zu erweitern und zu bereichern.
Auch hier setzen wir uns für den Erhalt der Eiche an der Umgehungstraße ein, die durch die Rückverlegung des Deiches angeschüttet werden soll, s.o. Der Baum ist ebenfalls ortsbildprägend - leider durch den Bau der Umgehungsstraße und Sturmschaden schon vorgeschädigt, so dass eine Sondermaßnahme und Schutz durch Einhaltung der DIN 18920 dringend erforderlich ist.
Rodungen sollten nur außerhalb der Brutzeit (15. März bis 15. Juli) erfolgen.
Neben dem Info-Pavillon, für den ein guter Standort gewählt
wurde, regen wir an, Info-Tafeln im Bereich der jeweiligen
Bauabschnitte und an der Heufelder Brücke aufzustellen.
Im
Rahmen der Isar-Renaturierung in München wurde vorbildliche
Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Die Münchner haben die
Baumaßnahmen mit regem Interesse verfolgt.
Die Maßnahmen zum Schutz wertvoller Vegetationsbestände
am Triftbach und landschaftsbildprägender Einzelbäume im
Auwald- und Laubwaldbereich sind wie im Landschaftspflegerischen
Begleitplan (LBP) beschrieben umzusetzen, um die Eingriffe auf das
unbedingt notwendige Maß zu begrenzen.
Alte Laubbäume
sind außer für das Landschaftsbild auch für das
Angebot an Naturhöhlen enorm wichtig, insbesondere, da der
Bestand durch die letzten Stürme beträchtlich dezimiert
wurde.
Die Bodenkonzeption nach LBP muss zur Wiederentstehung
einer blütenreichen Deichböschung (mit Großem
Klappertopf, Pflanze des Jahres 2005 und Rosenkäfer, Insekt des
Jahres 2000, bevorzugt auf Wiesenraute) am Triftbach und zur
Schaffung der spezifischen Standortbedingungen für eine
orchideenreiche wechselfeuchte Wiese am Böschungsfuß
sorgfältig eingehalten werden.
Es ist sehr zu bedauern, dass geeignete Ausgleichsflächen
(0,78 ha) noch nicht verfügbar sind.
Welche Strategie wird
verfolgt, den erforderlichen Flächenerwerb in den nächsten
3 bis 5 Jahren zu realisieren?
Mit freundlichem Gruß
i.A. Anita Fuchs
Bund Naturschutz, Ortsgruppe Bad Aibling